UND statt ABER: Von der Fähigkeit mit Widersprüchen umzugehen und Gleichzeitigkeit zu praktizieren

Mit Widersprüchen umgehen und Gleichzeitigkeit praktizieren

In vielen Workshopformaten nutzen wir sogenannte „Commitments“, Vereinbarungen, um als Gruppe einen gemeinsamen Kommunikations- und Kulturraum aufzubauen. Dieser gibt uns Sicherheit und hilft vor allem dann, wenn wir mit Spannungen und Irritationen konfrontiert sind.

Wir fragen dann die Gruppe: Welches Commitment ist dir am Wichtigsten? Und Welches Commitment fällt Dir am schwersten einzuhalten?

Das Commitment, was am häufigsten als Antwort auf beide Fragen genannt wird, ist „Über sowohl-als-auch“. Ersetze beim Sprechen „ABER“ durch „UND“. Damit erkennst Du an, dass mehrere Realitäten nebeneinander existieren können.“

Mit Widersprüchen umgehen zu können, scheint für viele von uns zugleich Bedürfnis wie Herausforderung zu sein.

Wie schafft man das? ABER durch UND zu ersetzen und es wirklich zu meinen?

Der Schlüssel liegt in unserer Beziehungsfähigkeit. „Sich beziehen“ bedeutet, dass ich auch in Situationen, in denen ich die Aussagen eines Gegenübers als widersprüchlich empfinde oder ihnen widerspreche, den Menschen fühlen kann und ihn nicht innerlich abwerten oder ablehnen muss. Ich kann die energetisch gefühlte Verbindung zu ihm aufrechterhalten, seine Aussage stehen lassen, ohne mich von ihm emotional abwenden zu müssen. Ich kann präsent bleiben, selbst wenn meine Gefühle ihm gegenüber negativ sind.

Meist tendieren wir dazu auf Widersprüchliches, Konträres mit Irritation, Spannung, Empörung, Ärger, Wut, Schmerz, Trauer, Scham, Ekel o.ä. zu reagieren. All diese negativen Empfindungen sind für viele von uns nicht so leicht zugänglich und so haben wir Strategien entwickelt uns abzuschalten, unser Fühlen zu stoppen. Aber in dem Moment, in dem wir aufhören einander zu fühlen, trennen wir uns voneinander ab. Dann wird aus dem „sowohl als auch“ ein „entweder oder“ und wir verwenden unsere Energie darauf, klarzustellen, wer denn nun Recht hat.

Gelingt es mir dagegen auch in schwierigen Situationen präsent zu bleiben und Deine Perspektive, Dein Erleben ebenso in mir auftauchen zu lassen wie meine Gefühle dazu, dann übe ich mich in Gleichzeitigkeit.

Gleichzeitigkeit bedeutet nicht, dass ich Dir zustimme. Es bedeutet nur, dass ich einen Raum schaffe, in dem unsere Erlebenswelten und Meinungen co-existieren können und ich anerkenne, dass Du das so erlebst.

Wenn das gelingt und wir trotz Widersprüchen mit einander im Kontakt bleiben können, kann ein nächster Schritt hin zu mehr Verständigung, neuen Lösungsoptionen auftauchen. Oder auch nicht. Aber unsere Beziehungsfähigkeit öffnet das Tor, hinter dem Widersprüchlichkeiten nicht automatisch zu Ausschlusskriterien werden.

Und das scheint uns in diesen Zeit der Polarisierungen enorm wichtig.

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