Umgang mit Widerstand

Letzten Monat gaben wir ein Webinar rund um das Thema Widerstand. Denn viele von uns, die sich für neue Formen der Führung und Zusammenarbeit einsetzen, sind immer wieder mit Skepsis und Widerstand konfrontiert.  Doch wie gehen wir damit respektvoll und konstruktiv um?

Da sind unsere Kolleginnen, die die Augen verdrehen, wenn wir über „Ganzheitlichkeit“ sprechen. Die Mitarbeiter, die mit verschränkten Armen vor der Brust beim CheckIn einsilbig antworten. Aber auch Zuhörer, die bei unseren Vorträgen, sich nicht uns zuwenden, sondern ostentativ ihr Handy bedienen.

Im ersten Teil des Videos thematisieren wir was Widerstand für uns im Kern ist (Bettina) und wieso wir oft nochmal mehr Gegenwind bekommen, wenn wir Menschen auffordern, die innere, gefühlte Dimension des Lebens im Arbeitsumfeld miteinzubeziehen (Joana). In einem zweiten Teil teilen wir dann unsere Erfahrungen, wie man mit Skepsis, Widerstand oder sogar Verweigerung in Teams umgeht, die sich für einen ganzheitlichen Transformationsprozess entschieden haben (bei denen Inner Work also schon eingeführt wurde) (Joana), bzw. solchen, in denen noch keine Übereinkunft dazu besteht (Bettina).

 

Da wir bei Webinaren immer nur den Input-Teil aufnehmen, oft aber im Gespräch sehr interessante Themen behandelt werden, haben wir hier noch mal eine kurze Übersicht zum Umgang mit Widerstand zusammengeschrieben, die sich aus dem interaktiven Gespräch mit euch Teilnehmerinnen entwickelt hat.

Was ist Widerstand?

Für uns gibt es sehr viele verschiedene Formen des Widerstands. Manche davon konstruktiv und freiwillig, andere eher destruktiv und reflexartig. Widerstand kann also Ausdruck verschiedenster Gefühlswelten sein. Für uns ist ein wichtiger Gradmesser, wie sinnvoll oder hilfreich Widerstand ist, ob der Betroffene eine Wahl hat, oder ob der Widerstand automatisch und reflexartig ist. So macht es beispielsweise total viel Sinn, sich gegen Übergriffe eines Vorgesetzten zu widersetzen oder in bestimmten Situationen klare Grenzen zu setzen. Wenn ich in diesen Fällen mich für oder gegen eine bestimmte Verhaltensform entscheiden kann, ist das ein reifes Verhalten.

In vielen Fällen aber haben wir keine Wahl: unsere Skepsis oder Widerstand erfolgen automatisch.  Wenn ich keine Wahlmöglichkeit habe, bedeutet dies meistens, dass ich von einer Situation überfordert hin und mich durch Widerstand und Abgrenzung reflexartig versuche zu schützen. Das Gefühl der Überforderung kann tatsächlich in der aktuellen Situation entstehen, oder aber die aktuelle Situation aktiviert ein älteres Gefühl der Überforderung in mir hervor. Unabhängig von der Ursache reagiere ich automatisch. Ich muss auf eine bestimmte Art und kann nicht anders agieren. Und obwohl meine Reaktion ein Schutzmechanismus ist, stehen diese Automatismen meinen eigentlichen Bedürfnissen eher im Weg, als das sie diese befriedigen.

Wenn ich dagegen bewusst Widerstand leiste, treffe ich eine freie Wahl und grenze mich bewusst ab. Ich bin mit meinen Bedürfnissen in Kontakt und kann diese auch verbal gut artikulieren und mein Verhalten begründen.

Wie gehen wir mit Widerstand um?

Wir nehmen Widerstand grundsätzlich ernst und begegnen ihm mit Respekt, Neugier und Offenheit. Denn wir gehen davon aus, dass im Widerstand wichtige Informationen für den gemeinsamen Teamprozess und über die beteiligten Personen sichtbar werden.

Sind wir dagegen selbst durch den Widerstand von anderen getriggert, begegnen sich zwei Automatismen, ohne einen Lösungsraum (denn der entsteht immer nur durch Bewusstwerdung und Wahlmöglichkeit).

Das heißt jedoch nicht, dass wir auf jeden Widerstand eingehen. Jede Veränderung beinhaltet Spannung und erzeugt Widerstand: beide sind unabdingbarer Bestandteil von Veränderungsprozessen.      

Vielmehr schaffen wir Räume in denen wir uns als Gruppe miteinander auf Widerstand beziehen können. Wir kehren ihn also nicht unter den Tisch, sondern geben ihm Raum und ermöglichen es dem team zugleich in einem für es passenden Tempo und Rhythmus neue Erfahrungen zu machen.

Eine Möglichkeit besteht darin, dass wir uns im Team auf eine Testphase einigen, eine Zeit, in dem wir miteinander Neues miteinander ausprobieren und an deren Ende gemeinsam zu evaluieren, ob und wie wir weitermachen wollen.

Wir bemühen uns Entwicklungsrhythmen und die Bedürfnisse der beteiligten Personen durch passende Veränderungsprozesse gut abzubilden. Denn Gras wächst  bekanntlich nicht schneller, wenn man daran zieht.

Wie können wir in einer Welt, die von Stapelkrisen und existentieller Unsicherheit geprägt ist, stabil und kreativ bleiben?

Unser Kurs Inner Work Intensive vermittelt dir dazu die grundlegenden inneren Kompetenzen in einem interaktiven Format mit vielen Übungseinheiten.

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